Trockenes Auge

Medizin Tipp

Kein harmloses Problemchen, sondern eine Krankheit: Das Trockene Auge

Es klingt banal, ist es aber nicht: das "Trockene Auge", eine Störung des Tränenfilms, ist mehr als nur unangenehm. Die Tränenflüssigkeit ist die äußerste Schutzschicht unserer Augen. Ist sie gestört oder zu dünn, droht dem Auge Gefahr. Mehr noch: eine solche Störung, von Medizinern auch Sicca-Syndrom genannt, kann auf eine Allgemeinerkrankung hinweisen.
 
Oft bemerken es die Betroffenen kaum oder nehmen die anfangs meist leichten Beschwerden nicht ernst: die ersten Symptome des Trockenes Auges sind recht unspezifisch. Sie können mit Brennen, manchmal auch mit Jucken beginnen; typischer ist schon das Gefühl, man habe ein Sandkorn im Auge. Geradezu widersinnig erscheint, dass auch Menschen, die über tränende Augen klagen, eigentlich "trocken" sind: die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit ist bei ihnen so gestört, dass das Auge tränt; dort aber, wo der Tränenfilm hingehört, nämlich auf der Hornhaut, fehlt er.
 
Dieser Tränenfilm ist nur ganze sieben bis zehn Mikrometer dünn (ein Mikrometer ist ein tausendstel Millimeter), aber ein recht komplexes System. Diese wenigen Mikrometer Tränenflüssigkeit bestehen aus drei Schichten - einer fetthaltigen, einer wässrigen und einer von Medizinern als "mukös", als schleimartig bezeichneten. Und gebildet wird der Tränenfilm bzw. seine Bestandteile von drei verschiedenen anatomischen Strukturen: der Tränendrüse (sie liegt seitlich hinter dem Oberlid), den Meibomdrüsen am Lidrand und einem bestimmten Zelltyp, den Becherzellen, der Bindehaut. Wer schon einmal eine Träne im Mund gehabt hat, weiß dass sie salzig schmecken. Doch die Tränenflüssigkeit enthält außer Salz noch weitere wichtige Bestandteile. Dazu gehören unter anderem Immunglobuline. Diese Eiweiße wehren Infektionen ab - der Tränenfilm ist also in der Tat ein Schutzschirm.
 
Das Trockene Auge ist eine der Krankheiten, über die Patienten in den augenärztlichen Praxen am häufigsten klagen - man rechnet mit rund 15 Millionen Menschen in Deutschland, die davon betroffen sind, oft nur gelegentlich, häufig aber auch chronisch. Das Trockene Auge tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Frauen leiden im Allgemeinen eher an Trockenen Augen als Männer, was vielfach hormonell bedingt ist, zum Beispiel durch die Einnahme der “Pille” oder durch Hormonschwankungen in den Wechseljahren. Zahlreiche weitere Hormone und Medikamente können ebenfalls eine Störung des Tränenfilms auslösen. Dazu zählen unter anderem Psychopharmaka, Betablocker, Schlafmittel. Allergien, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Akne und Neurodermitis sowie rheumatische Erkrankungen sind Erkrankungen, die häufig - und manchmal noch nicht diagnostiziert - mit der Tränenfilmproblematik einhergehen.
 
Zunehmende Bedeutung als Auslöser eines Trockenen Auges gewinnen aber auch Umweltfaktoren und Lifestyle-Elemente. So bezeichnen wir als Office Eye-Syndrom die Folgen von konzentrierter Arbeit am Computer, welche oft dazu beiträgt, die Häufigkeit des Lidschlages - mit dem der Tränenfilm gleichmäßig auf der Augenoberfläche verteilt wird - zu reduzieren. Wenn das Großraumbüro dann auch noch klimatisiert ist, kommt ein weiterer Faktor hinzu. Ähnliches kann sich indes auch daheim abspielen: überheizte Räume mit trockener Luft können ebenfalls den Tränenfilm auslaugen.
 
Wer die Symptome eines Trockenes Auges bei sich spürt, sollte den Augenarzt oder die Augenärztin aufsuchen, so dass dem Ausmaß der Tränenfilmstörung und auch ihrer Ursache auf den Grund gegangen werden kann. Bei lange bestehender Symptomatik ist die hochsensible Hornhaut des Auges in Gefahr; sie kann Entzündungen, Schädigungen ihrer Zellstruktur und gar ein Geschwür erleiden - dann besteht Erblindungsgefahr! Banal ist das Trockene Auge also wirklich nicht.
 
Von einer Selbstmedikation mit frei verfügbaren Augentropfen ist abzuraten. Der Spezialist wird entscheiden, welche Art von Tränenersatzmitteln für Sie die bestmögliche Therapie ist. Vielfach wird man sich für "künstliche Tränen" ohne Konservierungsmittel entscheiden, da Letztere - die häufig auch in Augentropfen zur Behandlung des Glaukoms, des Grünen Stars, enthalten sind - die Tränenfilmstörung verstärken können. Auch die Augenlider müssen untersucht werden. Bei Patienten mit einer chronischen Lidrandentzündung, einer sogenannten Blepharitis, sind die bereits genannten Meibomdrüsen häufig verstopft und können ihren Anteil an einem gesunden Tränenfilm - dem fetthaltigen - nicht in ausreichendem Maße beitragen.

Bei vielen Patienten liegt nicht einfach ein Mangel an Tränenfilm oder dessen gestörte Zusammensetzung vor, sondern auch eine Entzündung. Dann wird der Augenarzt spezielle entzündungshemmende Tropfen wie zum Beispiel Ciclosporin verschreiben. In sehr schweren Fällen von Trockenem Auge macht man sich sozusagen die Selbstheilungskräfte des Körpers zunutze: aus dem eigenen (Blut-)Serum gewonnene Tropfen sind sehr erfolgreich - aber wie gesagt: diese etwas aufwendige Behandlung ist weit fortgeschrittenen Befunden vorbehalten.
 
Als Betroffener kann man durchaus selbst etwas tun, um den Tränenfilm zu unterstützen. Viel Trinken - Wasser, keine Alkoholika - ist ebenso wichtig wie der Verzicht auf das Rauchen oder der Aufenthalt in verqualmten Räumen. Wer Kontaktlinsen trägt, sollte diese auf keinen Fall zu lange auf dem Auge belassen. Und auch eine gesunde, vitamin- und radikalfängerreiche Ernährung kann einen Beitrag leisten - für einen gesunden Tränenfilm, gesunde Augen und einen gesunden Körper.
Univ.-Prof. Dr. med. Burkhard Dick
Univ.-Prof. Dr. med. Burkhard Dick
Direktor der Augenklinik
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