Model schaut in die Kamera

Medizin Tipp

Unsere Augen - Teil 1: Wie sie funktionieren und wie wir sie gesund erhalten

Die Zeitung zusammenrollen und nach einer Fliege schlagen? Unschön (dem Tier gegenüber) und wenig Erfolg versprechend: der kleine Quälgeist hat riesige Augen, mit denen er 250 Bilder pro Sekunde wahrnimmt, somit alles wie in Zeitlupe sieht und verschwinden kann, bevor das Unheil über ihn kommt. Für uns verschmelzen schon unsere pro Sekunde gesehenen 25 Bilder zu einem Bewegungsablauf. Wir sehen in stockdunkler Nacht nicht viel, während unsere Hauskatze noch jede Maus erkennen kann. Und wenn wir eine Zoom-Funktion anwenden wollen, müssen wir zur Kamera oder zum Smartphone greifen, während ein über uns kreisender Adler dies in seinen Augen sozusagen eingebaut hat. Aber auch wenn der Vergleich mit manchen Tiergattungen zu unserem Nachteil ausfällt: das menschliche Sehorgan ist dennoch ein Wunder der Natur. Ein Wunder, das wir schützen müssen und oft auch wieder reparieren können, wenn es einen Schaden erlitten hat.

Unser Auge ist ein Kraftpaket von bescheidenen Dimensionen: Mit einem Durchmesser von 23 bis 24 mm hat es die Ausmaße einer Mozartkugel, mit einem Gewicht von nur 7,5 Gramm liegt es deutlich unter der Salzburger Kalorienbombe. Dieses kleine Organ ist von unglaublicher Leistungsfähigkeit. Von sechs zarten Muskeln bewegt erlaubt es uns Blickbewegungen, bei denen beide Auge so kooperieren, dass wir unsere Umwelt ohne Doppelbildwahrnehmung betrachten können - im gesundheitlichen Normalfall und in nüchternem Zustand. In der Netzhaut, an der Innenseite der hinteren Augenabschnitte, stehen mehr als 130 Millionen Photorezeptoren, die Zapfen und die Stäbchen bereit, um einfallende Lichtsignale aufzunehmen und über rund eine Million sogenannter Ganglienzellen weiterzuleiten. Im Sehnerv, einer hellen und mit 4 mm Durchmesser einem Kabel gleichenden Struktur, werden die Fortsätze dieser Nervenfaserzellen gebündelt und zu dem im Hinterkopf gelegenen Sehzentrum geleitet. Ja, wir sehen mit dem Teil des Gehirns, der von den Augen eigentlich am weitesten entfernt ist. Und was die Devise früherer Erzieher "Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen" anbelangt - Unsinn, bitte nicht.
 
Im Gegensatz zu anderen Spezies sehen wir noch nicht vom ersten Atemzug an deutlich. Ein neugeborenes Baby sieht sehr unscharf; das Sehorgan wird sich - im Auge, vor allem aber im Gehirn - über die nächsten Wochen und Monate stetig entwickeln. Mit drei bis vier Monaten entwickelt sich das beidäugige Sehen, einige Monate später werden Gesichter erkannt - für Eltern und Großeltern ein unglaublicher Glücksmoment, wenn die kleinkindliche Sehrinde über einige weitere Nervenverbindungen im Gehirn die Gesichtsmuskulatur anweist, sich so zu verändern, dass ein Lächeln sichtbar wird. Beim ersten Geburtstag hat das Kind etwa fünfzig Prozent der Sehschärfe des Erwachsenen.

In den folgenden Jahren wird es ganz wichtig für das weitere Leben - und das weitere Sehen - was das Kind sich ansieht und wie lange. Wir haben in den letzten Jahren viel gelernt über die Mechanismen und die Risikofaktoren, die zur Kurzsichtigkeit - Fachbegriff: Myopie - führen. Dieser Brechungsfehler des Auges, bei dem alles, was in mehr oder weniger weiter Entfernung liegt, nur unscharf wahrgenommen werden kann, wird in einem Maße bei Kindern und Jugendlichen häufiger, dass Experten von einer "Pandemie der Myopie" sprechen. Oder gesprochen haben, bis das erste Wort eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Die Kurzsichtigkeit nimmt fast überall rasant zu, aber nirgendwo derart wie in Südostasien. In manchen "High Schools" in Hongkong und Singapur sind über 90 Prozent der jungen Menschen kurzsichtig. Heute wissen wir, dass überlange Fixation auf Objekte in der Nähe im Vorschul- und Grundschulalter ein wichtiger Auslöser ist - also zu lange Büffeln und Schulaufgaben machen und vor allem zu viel Zeit mit dem Smartphone oder elektronischem Spielzeug zu verbringen. Umgekehrt werden Kinder, die viel Zeit unter freiem Himmel verbringen, seltener kurzsichtig. "Draußen spielen" ist also gesund - sofern unsere leistungsorientierte Gesellschaft es den Kindern noch erlaubt. Früher war das der Normalzustand kindgerechter Freizeit - deswegen sehen Sie auf alten Familienfotos aus Kaisers Zeiten auch kaum Kinder mit Brille.
 
Unser diffiziles visuelles System sollte man auch über die Kindheit hinaus hegen und pflegen. Sicher haben Sie es schon bemerkt: zu viel Zeit vor dem Computer, dem Tablet, dem Smartphone kann für die Augen anstrengend werden und ist nicht gut. Exzessives Blicken auf den "Screen" trägt entscheidend zum Trockenen Auge, einem weitverbreiteten Beschwerdebild, bei. Grundsätzlich ist der Blick auf die Nähe für dieses Sinnesorgan anstrengender als der Blick in die Ferne. Wer berufsbedingt den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, sollte deshalb regelmäßig mal aus dem Fenster schauen - es ist eine kleine Entspannungsübung. Apropos Büroarbeit: Zu trockene Luft ist nicht gut und damit auch überhitzte Räumlichkeiten. Aber dieses Problem werden wir im kommenden Winter wohl kaum haben...
 
Zur Augengesundheit kann man auf unterschiedliche Arten beitragen. Wichtig ist Lichtschutz; zu viel Sonnenexposition ist nicht nur für die Haut - Stichwort: Melanom - gefährlich, sondern auch für das Auge. Vor allem die energiereichen blauen Lichtanteile sind ein Risikofaktor für unter anderem den Grauen Star und die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Deshalb ist eine Sonnenbrille an sehr hellen Tagen ein Stück praktizierte Prävention. Auch eine mit Bedacht ausgewählte Ernährung hilft dem anspruchsvollen Sinnesorgan. So sollte man vor allem jene Leckerlis zu sich nehmen, die reichlich Antioxidantien (oder: Radikalfänger) enthalten, da viele Alterungs- und Krankheitsprozesse zumindest zum Teil auch auf einer Anflutung sogenannter freier Radikale in den Zellen des Körpers beruhen. Viele dieser Antioxidantien finden sich (und dies ist nur eine unvollständige Aufzählung) in Obstsorten wie Heidelbeeren und Cranberries, in Gemüsearten wie Spinat und Grünkohl, in Olivenöl und Knoblauch und Meeresfischen wie Lachs und Makrelen. Diese Stoffe tun nicht nur dem Auge gut, sondern auch dem Körperteil, in dem das Sehen sozusagen stattfindet: dem Gehirn.

Ein hochkomplexes System wie das Sehorgan kann natürlich auch krank werden - und dies auf vielfältige Weise. Was wir heute (glücklicherweise) dagegen tun können, dazu demnächst mehr an dieser Stelle.
Univ.-Prof. Dr. med. Burkhard Dick
Univ.-Prof. Dr. med. Burkhard Dick
Direktor der Augenklinik
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